Radio "Grüne Welle" vom 04.12.03


Mit Verlosung einer Hoerspiel-CD von Christa Schreiber ("Warum die Moskitos den Leuten in die Ohren sirren").

Komplette Sendung als MP3-file:
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Themen der Sendung vom 04.12.03 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Uli (U), Claudia K. (CK), Martin (Ma), Miriam (Mi), Melanie (Me), Linda (L), Ralf (Ra) sowie Hardy in der Technik
Moderation: Ra

AutorIn: a , SprecherIn: s


Autos mit Russfiltern sollen steuerlich begünstigt werden

Bundesumweltminister Trittin hat sich mit den Umweltministern der Länder auf einen Vorstoß bezüglich Steuererleichterungen für Dieselfahrzeuge mit Russfilter geeinigt. Im Kölner Stadt Anzeiger wird er mit den Worten zitiert:"Ich habe aufgegeben, an die Einsicht der deutschen Unternehmen zu glauben". Das Verbraucherverhalten, sich für einen Wagen mit Russfilter zu entscheiden und so die Hersteller unter Druck zu setzen, soll mit Steuererleichterungen forciert werden. Wie in unserem Dieselbeitrag vom Monat November hier auf Radio Grüne Welle, indem wir auf die besondere Rolle der Autokäufer hingewiesen haben, setzt auch der Umweltminister auf den Druck der Verbraucher, den sie auch zweifellos haben. Die Steuererleichterungen sollen ab 2005 greifen.

Auch nachgerüstete Dieselautos sollen von Steuererleichterungen profitieren. Hierbei soll der Autofahrer zum Rechnen gebracht werden, wenn er zunächst die Ausgaben für die Nachrüstung tragen muss, dies aber über Steuererleichterungen wieder hereinbekommt. Zudem ist dann das nachgerüstete Auto im Wert gestiegen, denn Gebrauchtwagen mit weniger Steuerbelastung werden natürlich attraktiver.

Bevor dies jedoch endgültig umsetzbar wird, muss die Europäische Union strengere Grenzwerte für Dieselfahrzeuge festlegen. Zusammen mit Frankreich will der Umweltminister hier aktiv werden. In einer Pressemitteilung seines Ministeriums sagt er: " Wir haben zusammen mit Frankreich die Initiative für strengere Dieselabgasgrenzwerte auf EU-Ebene ergriffen. Die Technik steht schon jetzt zur Verfügung."

Es dürfte also klar sein, dass schon heute stinkende Dieselneuwagen definitiv zum alten Eisen bzw. Blech gehören. Denn eine neue Abgasnorm für Dieselautos kommt, so wie die vorangegangenen EU-Abgasnormen im Laufe der Zeit immer strenger wurden. Lassen Sie sich keine Mogelpackung andrehen, bei der nicht nur die Umwelt, sondern auch Sie hinterher draufzahlen: wenn Sie nämlich mit ihrem rußenden Diesel auf Steuererleichterungen verzichten müssen. Bestehen Sie beim Neukauf auf einen Russfilter. Informieren Sie sich in ihrer Werkstatt über Möglichkeiten zur Nachrüstung.


Ökologische Beschaffung: Papier

Moderator: Es folgt ein kurzer Dialog, wie er sich in Deutschland vermutlich in vielen Büros abspielt. Peter und Sarah treffen sich am Kopierer...

Sarah: Na, was kopierst Du schon wieder?

Peter: Ich kopiere gerade Emails und Gesprächsprotokolle, die ich zu verschiedenen Projekten bekommen habe.

Sarah: Verstehe ich nicht. Wieso denn?

Peter: Damit ich sie sowohl chronologisch und auch nach Sachgebieten in verschiedene Hefter einordnen kann. Man muss schließlich immer alles griffbereit haben.

Sarah: Aha, dann brauchst Du also alles mehrfach. Verfährst du nach dem Motto: Vernichte nichts was du nicht vorher kopiert hast? Ich drucke mir jedenfalls nur die wichtigsten Dokumente einmal aus. Ausserdem versuche ich so viel wie möglich auf dem Rechner zu verwalten.

Sag mal, auf was für Papier kopierst Du eigentlich?

Peter: Als umweltbewusster Mensch verwende ich natürlich nur Recyclingpapier. Den Unterschied erkennt man oft gar nicht. Außerdem haben wir auf unserer letzten Betriebsversammlung auf meinen Vorschlag hin beschlossen, nur noch Recyclingpapier in der Firma zu verwenden. Siehst Du den Blauen Umweltengel auf der Verpackung dort? Das ist das staatlich geprüfte Siegel für 100%iges Recyclingpapier. Darauf kann man sich wenigsten verlassen.

Es gibt viele andere Zeichen, die entweder nicht von unabhängiger Stelle geprüft werden oder nur einzelne Aspekte berücksichtigen.

Die Aufschrift "Holzfrei" bedeutet zum Beispiel nicht, dass kein Holz für das Papier verwendet wird. Eigentlich müsste es "Holz-stoff-frei" heißen.

Sarah: Wie bitte...?

Peter: Holzstoff ist ein Papiergrundstoff. Er lässt das Papier stärker vergilben als Zellstoff. Das Wort "holzfrei" ist also eine reine Qualitätsbezeichnung für Papier. Es bedeutetet einfach nur, dass das Papier nicht so schnell vergilbt, und hat überhaupt keine ökologische Aussage.

Oder zum Beispiel die Bezeichnung "chlorfrei" heißt nicht " ohne Chlor"...

Sarah: Das weiß ich auch! Ich glaube man unterscheidet "elementar" chlorfreies Papier und "total" chlorfreies Papier. Das ist eigentlich ein Witz, weil nur "total" Chlor freies Papier ohne Chlor gebleicht wird. Bei "elementar" chlorfrei gebleichtem Papier, wird zwar kein reines Chlor, aber immerhin Chlorverbindungen verwendet. Die Industrie betreibt also mit dieser Haarspalterei einen massiven Schwindel. Fazit: Nur die Aufschrift "total" chlorfrei gebleicht bedeutet auch wirklich ohne Chlor.

Peter: Gar nicht so übel dein Chlorvortag.

Sarah: Na, mir kannst du gar nichts erzählen. Übrigens, falls man mal kein Recyclingpapier bekommt, kann man immer noch darauf achten, dass kein Tropenholz verwendet wird. Das ist doch fast genauso gut, oder?

Peter: Das stimmt nicht ganz. Wusstest du schon, dass Papier, das nicht aus Tropenholz hergestellt wird, genauso gut aus den geheckselten Urwäldern Finnlands gepresst sein kann. Und diese Urwälder des Nordens sind ökologisch genauso wertvoll.

Sarah: Aha..., das ist ja ganz schön kompliziert. Aber herkömmliches Papier hat bestimmt auch seine Vorteile. Hat man beim Recyclingpapier im Kopierer nicht dauernd Papierstau?

Peter: Das ist ein hartnäckiges Gerücht, das sich seit den 70er Jahren hält. Es wundert mich, dass Du noch daran glaubst. Schließlich gibt es zahlreiche DIN-Normen, welche die Anforderungen an das Papier genau festlegen: z.B. die DIN 19 309 "Papier für Kopierzwecke".

Sarah: Oh Gott...

Peter: (Räuspern)...Der Umweltengel wird nur vergeben, wenn solche strengen Materialanforderungen eingehalten sind. Übrigens hat schon 1995 die Stiftung Warentest Altpapierprodukte getestet. Durch moderne Produktionsverfahren stehen mittlerweile die Recyclingprodukte herkömmlichen Frischfaserpapieren in nichts nach.

Sarah: Na, prima. Du hast dir also wirklich Gedanken gemacht. Aber musst Du wirklich alles kopieren oder doppelt und dreifach ausdrucken? Altpapier ist auch ein wichtiger Rohstoff. Außerdem ist der Recyclingprozess nicht beliebig oft wiederholbar. Schon nach ungefähr 6 Wiederverwendungen sind die Fasern im Papier zu kurz geworden. Dann müssen Frischfasern zugesetzt werden. Diese können nur aus frischem Altpapier oder direkt aus der Natur gewonnen werden.
Ich finde, man sollte bei allen Bemühungen, das Einsparen nicht vergessen.

Peter: Du hast recht. Einsparen sollte immer der erste Gedanke sein.

Ich schaue mal, ob ich nicht einen Teil meiner Dokumente einfach auf dem Computer verwalten kann.


"Müllenium"-Projekt der Station Natur und Umwelt fuer Wuppertaler Schulen

Anmoderation:
Vor Kurzem ist in Wuppertal das Projekt "Müllenium" an den Start gegangen. Organisatoren sind der Stadtbetrieb Schulen und die "Station Natur und Umwelt". Welche Ideen hinter dem Projekt stecken, hat Miriam bei der "Station Natur und Umwelt" nachgefragt:

Beitrag:
Ziel des "Mülleniums" ist es, die Müllmenge an den Wuppertaler Schulen deutlich und vor allem dauerhaft zu senken. Wie das geschehen soll, beschreibt Helene Kyrieleis, Mitarbeiterin der Station Natur und Umwelt:

"Es beginnt damit, dass wir an den Schulen - soweit noch nicht vorhanden - eine korrekte Mülltrennung einführen möchten: Trennung in Restmüll, Altpapier und grüner Punkt und möglichst eben auch Kompost. In einem zweiten Schritt müssen die Schulen sich mit dem Thema Recycling auseinandersetzen und in einem dritten Schritt geht es darum, den Müll eben tatsächlich zu reduzieren, durch Müllvermeidung."

Im ersten Müllenium-Durchlauf sind 13 Wuppertaler Schulen dabei: vor allem Grundschulen, aber auch zwei Haupt- und eine Gesamtschule. Welche Unterrichtsbausteine zum Einsatz kommen, hängt unter anderem davon ab, ob es an den jeweiligen Schulen schon ein Mülltrennsystem gibt oder ob auf dem Schulgelände ein Komposthaufen angelegt werden kann. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Müll könnte dann in der Praxis zum Beispiel so aussehen:

Beispielsweise kann man an den Schulen ganz prima eine Art Müllpolizei einrichten, das sind dann Schüler die beispielsweise durch eine besondere Schirmmütze oder einen Button als Müllexperten ausgewiesen werden und so ein bisschen darauf achten, dass in den Klassenräumen und auf dem Hof der Müll einfach richtig getrennt wird. Oder wir machen was zusammen mit den Schulen, richten wir einen sogenannten Müllfriedhof ein, wo man eben unterschiedliche Müllsorten vergraben kann, die Stellen kennzeichnet, drauf schreibt, was da so liegt und dann guckt man eben in regelmäßigen Abständen, vielleicht einmal im Monat, wie sich dieses Müllstück verändert: ob es verrottet, ob es einfach so bleibt und wie schnell das geht."

Insgesamt verpflichten sich die Müllenium-Schulen dazu, mindestens fünf Jahre an dem Projekt teilzunehmen und das Thema Müll unterrichtsübergreifend in allen Klassen zu bearbeiten - denn schließlich soll der Müllberg, wenn er einmal geschrumpft ist, nicht wieder nachwachsen.

Abmoderation:
In das Müllenium-Projekt können auch weitere Wuppertaler Schulen einsteigen. Infos gibt es bei der Station Natur und Umwelt, deren Telefonnummer kann bei der Stadt Wuppertal erfragt werden.