Radio "Grüne Welle" vom 05.12.02


Themen der Sendung vom 05.12.02 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Claudia (Cl), Olaf (O), Ralf (Ra) sowie Hardy in der Technik
Moderation: Ra

AutorIn: a , SprecherIn: s


Konsumverhalten

Eine Erkenntnis, die schon viele gemacht haben, ist die Dominanz der Wirtschaft in unserer heutigen Gesellschaft; sie ist das Thema der meisten politischen Debatten, die heute geführt werden. Nicht erst mit dem Zauberwort "Globalisierung", das vor einigen Jahren in die Welt gesetzt wurde, bekam die Wirtschaft einen solchen Stellenwert; schon lange hängt an ihr unser aller Wohlstand (noch so ein Wort!). Es scheint uns so, daß allein eine florierende Wirtschaft, ein beständiges Wirtschaftswachstum, uns garantieren kann, daß wir Nahrung und Wasser, ein Dach über dem Kopf - und freilich auch all die anderen Dinge haben, mit denen man sich so das Leben angenehm machen kann. Übrigens sind es eigentlich all diese andere Dinge, die heute unser Leben lebenswert erscheinen lassen. - Für eben diese anderen Dinge arbeiten wir.

Und unsere Politiker sind so großherzig, daß sie uns diesen Wohlstand auch weiterhin gönnen wollen. Ihre Devise: Also mal einfach so´n bißchen die Wirtschaft ankurbeln! In diesem Denken wird allenthalben übersehen, welche tiefen Wunden das Handeln der Wirtschaft in das Leben vieler Menschen - und in unsere Erde reißt. Die sozialen und ökologischen Folgen, die viele Konzerne in aller Welt verursachen, sind immens - und leider bisher nur wenigen aufgeklärten Menschen bekannt!

In der letzten Sendung berichteten wir - selbst sichtlich bestürzt - über die Konzernpolitik von COCA-COLA. Der Getränkekonzern, der fast schon ein Sinnbild für unsere westliche Welt ist, geht mit rigorosen Mitteln gegen Gewerkschaftler in Kolumbien vor. Selbst vor Morden schreckt er nicht zurück, so der Bericht von Menschenrechtsorganisationen.

Ein anderes Exempel ist der Öl-Multi ESSO, auf dessen Konzernpolitik Greenpeace seit langem hinweist und gegen den von seiten der Umweltschützer eine große Kampagne läuft. Der Konzern baut mit unserem Geld an ökologisch mehr als fragwürdigen Projekten, beispielsweise Pipelines durch den zentralafrikanischen Urwald. Seine Reaktion auf den Treibhauseffekt ist ein müdes Abwinken; er streitet seine Existenz schlichtweg ab und nimmt maßgeblich Einfluß auf die öl-freundliche US-Regierung.

Auch in weniger spektakulären Produkten - in ganz alltäglichen - kann sich ein soziales oder ökologisches Desaster verbergen: Etwa in der Küchenrolle aus Frischfaserpapier, in Papiertaschentüchern und vielen weiteren Papierprodukten, für die Bäume und nicht selten Urwaldbäume fallen müssen. Oder etwa manche Kleinigkeiten, die man zu Weihnachten kauft und die nach dem Fest schnell im Mülleimer landen. Doch gerade diese zuletzt genannten Kleinprodukte, deren Unsinnigkeit auf dem ersten Blick klar ist, machen deutlich, welche Macht der einzelne Verbraucher tatsächlich hat - die Macht zu entscheiden: Das kaufe ich oder das kaufe ich nicht!

Natürlich müssen wir weiter der Politik und den Konzernen ein sozial und ökologisch akzeptables Verhalten abfordern; aber insbesondere im Fall der Konzerne, denen ja im Zuge der Liberalisierung des Welthandels gerade mehr Freiheiten eingeräumt werden, können wir als Verbraucher uns nicht der Verantwortung entziehen. Indem wir deren Produkte kaufen, handeln wir quasi-demokratisch: Wir wählen damit ihr Produkt und geben ihnen damit eine quasi-demokratische Legitimation für ihre Konzernpolitik!

Die Frage sollte für uns also sein: Welches Produkt wählen wir? Und: Gibt es eine Alternative? Oder besser: Können wir vielleicht ganz darauf verzichten und uns den echten Dingen des Lebens widmen? Einmal angenommen mehr Menschen beginnen, sich von den leeren Versprechungen der Werbung zu lösen, die ja längst durchschaut sein sollten, und zu dem zurückkehren, das das Leben eigentlich lebenswert macht - wer weiß, wer weiß, was dann passiert?

Das Fazit: Kaufen ist Wählen - Und Wählen bedeutet Legitimation der Konzernpolitik! Treffen Sie Ihre Wahl!