Radio "Grüne Welle" vom 02.09.04


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Themen der Sendung vom 02.09.04 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Eva-Maria (E), Miriam E. (ME), Claudia K. (CK), Olaf (O), Uli (U), Ralf (Ra), sowie Hadie in der Technik
Moderation: ME

AutorIn: a , SprecherIn: s


Sarah & Peter: Gedanken beim Einkauf - Gentechnik

Sarah: Mmmh, marinierte Steaks... sollen wir ein paar zum Grillen mitnehmen? Es wird doch eine Gartenparty...

Peter: Neeh, lass mal. Ich suche stattdessen lieber etwas von der Ökotheke aus. Da weiß man wenigstens, was man bekommt.

Sarah: Ich glaub es nicht, jetzt fängt der an mir in den Einkaufskorb zu moralisieren. Ja, es kann sein, das dieses Schwein nicht das Glücklichste war, aber jetzt ist es mit Paprika mariniert und ich mag Paprika.

Peter: Super, magst Du auch Tetracyclin und Mutationen?

Sarah: Wie bitte?

Peter: Ich meine, magst Du es auch, wenn Dein Essen mit Rückständen von Antibiotika belastet ist oder wenn die Schweine mit genmanipuliertem Futter gefüttert werden?

Sarah: Vor zu großen Rückständen von Medikamenten im Essen schützt mich im Großen und Ganzen das deutsche Lebensmittelrecht. Das mit dem genmanipulierten Futter ist schon eine viel schwierigere Kiste. Ich kann das nicht wirklich einschätzen. Schließlich esse ja nicht ich die genmanipulierten Pflanzen, und das Schwein hat sie ja gut verdaut... Ich habe noch keinen Fall erlebt, wo jemand durch den indirekten Verzehr genmanipulierten Pflanzenmaterials erkrankt wäre. Übrigens kenne ich auch keinen Fall, wo jemand durch den direkten Verzehr von Gensoja erkrankt wäre. Es gibt also keinen Grund mir die Grillparty zu vermiesen.

Peter: Auch wenn Dich Rückstände von Antibiotika in Lebensmitteln offenbar nicht stören: Sie werden auch in deutschen Supermärkten regelmäßig nachgewiesen. Außerdem sind nicht nur die Medikamente selbst ein Problem. Durch den regelmäßigen Einsatz immer gleicher Präparate werden Krankheitserreger gebildet, die multiresistent sind, also mit herkömmlichen Mitteln nicht bekämpft werden können. 1998 habe ich von einer Frau in Dänemark gelesen, die gestorben ist, weil sie mit Salmonellen belastetes Schweinefleisch gegessen hat. Die Salmonellen waren gegen die Antibiotika einfach resistent. Das mag momentan noch selten geschehen, ist aber ein ernstes Problem. Ein ganz aktueller Fall sind die multiresistenten Salmonellen im Putenfleisch, die in Dänemark gefunden wurden und die aus Deutschland stammen. Kauf' doch einfach an der Ökotheke ein. Dort ist auch die Fleischqualität besser.

Sarah: Und Deine Bedenken mit dem genmanipulierten Futter? Glaubst Du wirklich allen Ernstes, dass der Verzehr von Schweinefleisch, das selbst nicht genmanipuliert ist, gefährlich sein kann? Das erscheint mir ziemlich weit hergeholt.

Peter: Es gibt dazu kaum Erfahrungen. Vielleicht besteht eine Gesundheitsgefahr: Aber bis wir die nachweislich auf Genmanipulationen zurückführen können, wird es zu spät sein. Ausserdem sind einmal ausgesetzte genmanimulierte Pflanzen nicht mehr rückholbar. Als Verbraucher musst Du eben schon jetzt Flagge zeigen. Der Preis ist nicht nur das, was Du in Euro bezahlst.

Sarah: Wenn ich jetzt frage, was "der Preis" für mich persönlich sonst sein soll, handele ich mir mit Sicherheit eine Gardinenpredigt von unberührten Ökosystemen und bösen sich überall ausbreitenden Genpflanzen ein. Mir ist auch klar, dass Genmanipulation nicht wirklich steuerbar ist. Schließlich ist die Annahme, ein Gen habe jeweils nur eine Funktion, längst überholt. Die Wechselwirkungen der Gene untereinander sind so komplex, dass Ergebnisse nie genau vorausgesagt werden können. Meistens werden bei der Genmanipulation die Gene im Schrotschuss-Verfahren in die Pflanzenzellen geschossen. Die Gentechniker können dann nicht steuern, wo das Gen im neuen Organismus landet. Es ist der reinste Blindflug.

Peter: Außerdem werden in der Gentechnik auch artfremde Gene vermengt. Kannst Du mir erklären, was ein Rattengen im Salat zu suchen hat?

Sarah: Ich glaube, es steigert den Vitamin-C-Gehalt...

Peter: Ich meinte das eher im Sinne von: EIN RATTENGEN HAT IM SALAT EINFACH NICHTS ZU SUCHEN!!! Wenn Du so einen Unfug nicht unterstützen möchtest, richte Dich beim Einkauf einfach nach dem Einkaufsratgeber „Essen ohne Gentechnik“ vom Greenpeace Einkaufsnetz. Du kannst ihn von mir bekommen, bei Greenpeace Wuppertal oder ihn beim Greenpeace Einkaufsnetz im Internet anfordern. Keine Sorge, das wird Deinen Speiseplan schon nicht einschränken. Ich bin zwar Vegetarier, aber wenn Du immer noch Appetit auf dieses Schwein hast, habe ich einen Vorschlag: Wir kaufen hier ein paar Steaks an der Ökotheke. Mit Paprika, Öl und Kräutern kannst Du sie selber marinieren. Schmeckt bestimmt viel besser.

Sarah: Gute Idee. Dann kann ich auch noch Knoblauch und Basilikum dazu tun. Senfmarinade schmeckt auch gut... und ...

Peter: ...und Salat mit ordentlichen Tomaten schmeckt auch gut.


Kurznachrichten

Freilandversuche bei Genweizen - Monsanto bleibt dran. 20.08.2004

Hamburg (mir) - In Kanada gehen die Freilandversuche mit Gen-Weizen, entgegen einer anders lautenden Selbstverpflichtung aus dem Hause Monsanto, weiter. Erst im Mai hatte der US-amerikanische Gentechnikkonzern öffentlich angekündigt, die kommerzielle Entwicklung des Gen-Weizens auf Eis zu legen.

Die kanadische Lebensmittelaufsicht schrieb Greenpeace jedoch nun, dass in diesem Jahr 16 Freilandversuche mit dem Monsanto-Weizen in Kanada stattfinden.

Jüngste Studien zeigen, dass Weizenpollen durch den Wind mehrere Hundert Meter weit getragen werden können. Die kanadische Lebensmittelbehörde schreibt jedoch für Freilandversuche nur einen Sicherheitsabstand zum nächsten Weizenfeld von 30 Metern vor. Generell können Auskreuzungen zwischen den Laborpflanzen und den herkömmlichen Pflanzen nie ausgeschlossen werden.

Alexander Hissting, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, kommentiert: "Dieser Vorfall zeigt erneut, was man von der Selbstverpflichtung der Industrie halten kann, wenn es um ihre Profite geht. Monsanto beweist einmal mehr seine Ignoranz gegenüber den Interessen der Umwelt, der Bauern und der hinters Licht geführten Öffentlichkeit."

Schützt das Nordseegebiet "Doggerbank"! 19.08.2004

Hamburg/Doggerbank (mir) - Fünf Umweltschützer springen ins Wasser, doch der Trawler "Johannes Calvijn" setzt seine Fahrt fort. Die Besatzung des Greenpeace-Schiffes "Esperanza" kämpft weiter gegen den zerstörerischen Fischfang und für das "Schutzgebiet Doggerbank".

Die fünf Greenpeace Aktivisten hatten Bojen dabei, um den rund 40 Meter langen, unter britischer Flagge fahrenden Kutter abzuhalten, mit tonnenschweren Grundschleppnetze zu fischen, also solche Netze, die über den Meeresboden geschleift werden und dabei das Ökosystem Meeresboden stark gefährden. Das von Greenpeace geforderte "Schutzgebiet Doggerbank" liegt in der Mitte der Nordsee und gehört zu den Wirtschaftszonen von Deutschland, Großbritannien, Holland, Dänemark und Norwegen.

Mit der Aktion setzt Greenpeace seine internationale Kampagne zum Schutz von Nord- und Ostsee fort. Greenpeace fordert, 17 große Gebiete in Nord- und Ostsee unter Schutz zu stellen. Denn hier sollen sich Fischarten erholen können.

Weitere Informationen unter: www.greenpeace.de

Schweinerei - Nachwuchs im Tierpark Warder. 20.08.2004

Es ist ordentlich was los im Tierpark Warder. Am 19.08. sind zwanzig kerngesunde Ferkel auf die Welt gekommen, alles Nachwuchs bedrohter Schweinerassen.

Elf der frisch geborenen Ferkel zählen zu den "schwedischen Linderöd", neun von ihnen verstärken den Bestand der "roten Mangalitza". Beide Rassen sind mit einer Anzahl von weltweit rund 500 Tieren stark bedroht.

Der Tierpark Arche Warder, 80 Kilometer nördlich von Hamburg, ist kein Zoo oder Tierpark im herkömmlichen Sinne. Hier wird auf 40 ha der Erhalt von ca. 130 Nutz- und Haustierrassen betrieben. Früher weit verbreitet zählen viele dieser Rassen heute weltweit weniger als 200 Tiere. Eine bedrohlich geringe Zahl.

Der Tierpark Warder will die wertvollen und alten Rassen nicht nur erhalten, sondern ebenso die Anzahl der Tiere erhöhen und die ökologische Landwirtschaft fördern. In der ersten Hälfte diesen Jahres haben die 1100 seltenen Tiere schon Besuch von mehr als 30.000 Menschen bekommen. Mehr Informationen unter: www.tierpark-warder.de

Mitarbeit bei Greenpeace in Wuppertal

Die Greenpeace Gruppe Wuppertal sucht für den lebhaften Herbst noch weitere Aktivisten. Willkommen sind alle offenen, ehrlichen und zuverlässigen Menschen, die mit uns etwas bewegen wollen. Schaut unbedingt mal an einem Donnerstag hinein, ab 19.00 Uhr haben wir Plenum und planen zusammen die nächsten Aktionen. Die Adresse ist der Döppersberg 20 unweit des Elberfelder Hauptbahnhofs. Ja, genau, Donnerstag, 19.00 Uhr. Weitere Infos unter www.greenpeace.de/wuppertal .