Radio "Grüne Welle" vom 05.03.98


Themen der Sendung vom 05.03.98 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Rieke (Ri), Joachim (J), Ralf (Ra), Brigitte (B), Ilona (I), Bettina (Be), [Vera (V)] und Hardy in der Technik

AutorIn: a , SprecherIn: s


Ein Nachruf zu dem Buergerbegehren zu Buskaps

Nun ist es also vorbei, das Drama um die Buskaps. Mit ca. 78000 Stimmen gegen den Umbau von Busbuchten zu Buskaps und ca. 9000 Stimmen fuer die Buskaps ging die Abstimmung aus.

Kein gutes Zeichen fuer eine zukuenftige oekologische Verkehrspolitik in Wuppertal.
Mehr noch: Ein Ergebnis, das zeigt, wie vielen Menschen anscheinend entweder nicht klar ist, dass es fuer die CDU und FDP und deren Strohmaenner des Buergerbegehrens, nicht nur um die Buskaps, sondern um die Verhinderung des Ausbaus des Busverkehrs und der Foerderung der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer in Wuppertal im Allgemeinen geht.
Oder das zeigt, wie viele Menschen sich durch Polemik und Argumentationen, wie sie platter nicht haetten sein koennen, koedern lassen. Da fielen die Schlagworte Geldverschwendung, gewollte Staus, Auto-Schikanen und Verkehrsblockade. Bei genauerem Nachfragen, insbesondere auch bei einem der Hauptagitatoren, bei Buergermeister Hermann Josef Richter von der CDU, erhielt man nur ausweichende Antworten auf die Frage, wie denn die Probleme des Verkehrs zu bewaeltigen seien.

Der Ausgang des Buergerbegehrens ist zudem ein Zeichen dafuer, dass in den letzten Jahren immer noch nicht klar geworden ist, dass die Umsetzung einer oekologischen Verkehrspolitik - sowohl weltweit als auch lokal in Wuppertal, zu der sich die Stadt z.B. durch die Unterzeichnung der Agenda 21 selbst verpflichtet hat - fuer eine ertraegliche Zukunft auf dieser Erde unabdingbar ist. Dazu gehoeren Verkehrsvermeidung, Foerderung von Bussen, Bahnen, Radverkehr und Fussverkehr.

Von verantwortungslosen konservativen und liberalen Politikern werden die Probleme des Autoverkehrs bewusst unterschlagen, wie der unveraendert katastrophale Zustand der Waelder, deren Hauptverursacher der Autoverkehr ist, oder es wird die wissenschaftlich laengst bewiesene menschlich verursachte Klimaveraenderung geleugnet, mitverursacht durch den Kohlendioxid-Ausstoss von Verbrennungsmotoren der PKW und LKW.

Statt dessen soll in Wuppertal "besser gefahren werden", wie auf Plakaten der CDU zu lesen war. Und zwar mit einer Verkehrspolitik, wie sie in den sechziger Jahren nicht haette rueckschrittlicher sein koennen. Die Beitraege von CDU und FDP zum politischen Geschehen in Wuppertal scheinen sich in den letzten Jahren auf die Forderung nach mehr Parkplaetzen, Verhinderung von Verkehrsberuhigungen, Buskaps und Fahrradwegen sowie auf die Verlaengerung von kostenlosen Parkzeiten zu beschraenken.

Zu allem Uebel kippte die SPD nach dem Buergerbegehren auch noch um. Entgegen der eigenen Logik, nach der es ja beim Buergerentscheid nur um sechs Buskaps ging, wurde nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses ploetzlich die gesamte bisherige Verkehrspolitik in Frage gestellt. Statt zuzugeben, dass die eigene Empfehlung, zu dem Buergerentscheid nicht hinzugehen, Unsinn war und dagegen fuer ein "Nein" beim Buergerbegehren haette geworben werden muessen, verabschiedet sich die SPD - wie in den Zeitungen zu lesen war - vom Leitbild des Vorrangs fuer den Oeffentlichen Personennahverkehr. Ein weiteres Zitat: "Der Autofahrer solle zukuenftig nicht mehr einseitig benachteiligt werden zugunsten des Oeffentlichen Personennahverkehrs." Zitat Ende. Als ob jemals eine wirklich konsequente Bevorzugung des OePNV und eine Benachteiligung des Autoverkehrs in Wuppertal stattgefunden haette. Gerade in Verkehrsfragen stimmte die SPD oft mit der CDU gegen die GRUeNEN. Zur Verbesserung des Busverkehrs in Wuppertal haben dagegen massgeblich die Stadtwerke beigetragen.

Das Auto als Allheilmittel fuer Wirtschaft und Arbeitslosigkeit. Die stinkenden Blechkolonnen, deren Eroberung der Staedte vor einigen Jahrzehnten begonnen hat, scheinen sich inzwischen in unseren Staedten wohler zu fuehlen, als die Menschen, die darin leben. Wuppertal wird nun wieder weiter dem Autoverkehr angepasst, die positiven Entwicklungen der letzten Jahre, z.B. durch den Ausbau des Busverkehrs in Wuppertal, werden nicht mehr erwaehnt. Sollen die Menschen doch sehen, wo sie bleiben. Fussgaenger werden in Unterfuehrungen umgeleitet, Radwege und Busse behindern angeblich nur den Autoverkehr.

In einer Zeitungsanzeige namens "Stadtpunkt", die sich erst beim Nachlesen im Impressum als Wahlpropaganda der CDU herausstellt, obwohl einen das Konterfei des Buergermeisters Hermann Josef Richter auf der Titelseite jeder Ausgabe stutzig machen muesste, ist zu lesen: Zitat "Der Autofahrer wird gehetzt wie auf einer grossen Jagd. Er huepft 'stop and go' von roter Ampel zu roter Ampel. Jetzt steht er noch hinter stinkenden Bussen!" Zitat ende. Na sowas, die armen Autofahrer, sind jetzt gar noch vom Aussterben bedroht, muessen sie demnaechst auf die rote Liste des Artenschutzabkommens gesetzt werden ? Man sieht ja kaum noch welche auf unseren Strassen...
Da ist weiterhin von "gewollten Staus" zu lesen. Na klar, es sind die Busse, die den gesamten Verkehr in der Stadt lahmlegen und die Autofahrer schikanieren. Die paar Autos, es gibt ja nur 170.000 Autos in unserer Stadt, die koennen doch keine Staus erzeugen. Was war da jetzt falsch an dem Bild ...???
Komische Sicht der Dinge. Wie man es schafft, die Realitaet so zu verdrehen und es die Leute auch noch glauben, bleibt ein Raetsel. Vielleicht ist es auch eine psychologische Verdraengung der Probleme, Loesungen zu suchen ist ja unbequem.
Ist das die Zukunft in Wuppertal ? Ich hoffe nicht.

Apropos Geldverschwendung: Wie ist es zu verstehen, wenn die CDU einerseits von Steuerverschwendung beim Umbau von Busbuchten zu Buskaps spricht, andererseits die gerade fertiggestellte Fahrbahnrandhaltestelle am Cinemaxx-Kino in eine Busbucht umbauen lassen will ? Keine Steuerverschwendung ...?? Und was ist mit den ca. 200 Millionen Mark, die der Bau der L418 - der Strasse durchs Burgholz - kostet, eine Strasse, fuer die sich die CDU bis heute einsetzt ? Damit verglichen sind die Gelder fuer die 6 Buskaps ziemlich vernachlaessigbar. Aber die L418 ist ja fuer die armen Autofahrer. Dass sie uns bloss nicht wegfahren.


Waldschadensbericht '97

Ende letzten Jahres gab die Stadt Wuppertal die neusten Daten zum Waldschaden in Wuppertal bekannt. Das Ergebnis des sognannten Waldzustandes fuer 1997 ist erschreckend: Nur 8% der Wuppertaler Baeume gelten als gesund!- Von den 92% der geschaedigten Baeume sind vor allem die Buchen, Fichten und insbesondere die Eiche betroffen. Leider setzt dieses Ergebnis die kontinuierlichen hohen Schadenswerte der Vorjahre fort. Diese Zahlen beschoenigen sogar den tatsaechlichen Zustand der Waelder, denn absterbende Baeume werden einfach gefaellt und tauchen in den Statistiken nicht mehr auf. Mit diesen hohen Schaeden liegen die Wuppertaler Waelder deutlich ueber den durchschnittlichen Werten des Landes NRW.

Die Folgen des Waldsterbens sind so weitreichend und umfassend, dass ich an dieser Stelle nur noch zwei Beispiele kurz nennen moechte:
1. Die Versauerung der Boeden loest auch Schwermetalle aus dem Sediment, die so in das Grundwasser gelangen und als Trinkwasser in unseren Koerper kommen.. Z.B. Aluminium, das als Ursache der Alzheimer Krankheit gilt,
2. Gesunde Waelder koennen durch das staendige Wachstum grosse CO2-Mengen aufnehmen, speichern und durch die Photosynthese zu Sauerstoff verarbeiten. Sterben die Waelder, wird sich der Treibhauseffekt weiter verschaerfen.

Die Ursachen sind bekannt. Industrieanlagen, Kraftwerke, Landwirtschaft und der Verkehr produzieren grosse Mengen an Schwefeldioxiden, Stickoxiden und Ammoniak. Diese Luftschadstoffe wirken in vielfaeltigen, komplexen Formen auf die Baeume ein. Sie dringen durch die Blaetter oder ueber die Wurzeln in den Baum und schwaechen ihn, so dass er langsam stirbt oder ein leichtes Opfer fuer Insekten oder Stuerme wird.

Greenpeace fordert deshalb

Das Waldsterben vollzieht sich nicht laut und ploetzlich, sondern es ist ein langsamer, schleichender Prozess, der katastropale Konsequenzen haben wird, wenn wir nicht jetzt etwas unternehmen! Jeder ist fuer das Waldsterben mit verantwortlich, so dass auch jeder etwas dagegen tun kann:
Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr!
Steigen Sie auf oeffentliche Verkehrsmittel um, denn der Autoverkehr ist der Luftverschmutzer Nummer 1.

Wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns einfach an:
44 17 80
Wir informieren Sie auch gerne durch einen Vortrag genauer zu diesem Thema.
Nochmal die Nummer: 44 17 80